In der Vergangenheit war ich stets davon überzeugt, dass die Wurzeln meiner Familie tief in den Böden von Bad Kreuznach verankert waren. Die Erzählungen, die über Generationen hinweg weitergegeben wurden, ließen sogar vermuten, dass unsere Ahnen vielleicht einst aus den sonnenverwöhnten Landschaften Südfrankreichs stammten. Diese Vorstellung prägte mein Bild von unserer Herkunft meine Gedanken und Forschungen gingen in diese Richtung.
Doch das Schicksal wollte es anders. Bei einer meiner vielen Recherchen stieß ich auf einen unscheinbaren Eintrag in einem Kirchenbuch von Bad Kreuznach, der auf Gotha in Thüringen hinweist.
Beim Namen meines Großvaters in siebter Linie, Georg Lorenz Menzel, geboren 1785, konnte ich seine Herkunft durch magische fünf Buchstaben erkennen.
Ein einziger Eintrag, der alles veränderte. Plötzlich war ich in der Lage, einen direkten Strang meiner Familie bis in das späte 16. Jahrhundert nachzuvollziehen.
Es war, als ob eine verschlossene Tür zu meiner Vergangenheit aufgestoßen wurde und mir einen tiefen Einblick in das Leben meiner Vorfahren gewährte.
Was ich dabei entdeckte, erfüllte mich mit einem unerwarteten Stolz.
Meine Ahnen waren einfache Menschen, Landwirte und Handwerker, die sicher mit harter Arbeit und Entschlossenheit ihr Leben meisterten.
Sie waren bodenständige Menschen, fest verwurzelt in ihrer Heimat, und ihr Handwerk war nicht nur ihre Lebensgrundlage, sondern auch ihr Erbe, das sie weitergaben. Erst Georg Lorenz Menzel verlies die Religion und ging mit seiner Familie nach Bad Kreuznach, als Schuhmacher.
Diese Erkenntnis brachte eine neue Perspektive in mein Leben. Es ist diese Bodenständigkeit, diese Verbindung zur Erde und zur Gemeinschaft, die meine Vorfahren auszeichnete und die ich nun mit neuem Stolz in mir trage.
Was mich besonders berührte, war die Erinnerung daran, wie ich einige Zeit zuvor in Thüringen gewesen war. Damals ahnte ich noch nichts von meiner tiefen Verbindung zu dieser Region, und doch fühlte ich mich dort auf eine unerklärliche Weise wohl, als wäre ich nach Hause gekommen. Diese Erkenntnis, dass ich bereits vor der Kenntnis meiner thüringischen Wurzeln eine besondere Verbindung zu diesem Land gespürt hatte, gab mir das Gefühl, dass es vielleicht mehr gibt, das uns mit unseren Ahnen verbindet, als nur die Gene. Es ist eine leise, aber beständige Präsenz, die uns in unserem Leben leitet, auch wenn wir uns ihrer nicht immer bewusst sind.
Heute stehe ich hier, stolz auf meine Ahnen, stolz auf ihre Bodenständigkeit und auf die Geschichte, die sie schrieben, ohne zu wissen, dass sie einst von mir entdeckt werden würde. Ihre Lebensweise, ihre Werte und ihre Beständigkeit sind ein Vermächtnis, das ich mit Dankbarkeit annehme und in Ehren halte.